Einer für alle, alle für einen
- Zielgerichtet

- 13. Apr. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Auf einer schönen Bank in der Stadtmitte habe ich es mir gemütlich gemacht. Während ich auf den Bus warte, beobachte ich die Leute, die die Straße auf- und abrennen. Bei herrlichem Wetter sehe ich Schüler, die herumalbern, Geschäftsleute, die wohl zur Arbeit unterwegs sind und schon die ersten Einkäufer. Ich hätte mir niemals vorgestellt, dass vormittags so viele Menschen unterwegs sind. Zunächst versuche ich sie noch zu zählen, aber schnell erkenne ich, dass das ein schwieriges Unterfangen wird. Wo eilen die alle hin, frage ich mich, obwohl den meisten klar anzusehen ist, wo sie hin wollen. Und dennoch bleibe ich bei dieser Frage stehen.
Zur Abwechslung schaue ich auf mein Smartphone, wo noch die App Karten geöffnet ist, die ich brauchte um hierher zu finden. Ich zoome genau auf den Ort, an dem ich mich befinde. Dann betrachte ich meine Heimatstadt und Deutschland bevor ich einen Blick auf Europa und die ganze Welt werfe. Ich begebe mich in die Millionenstädte New York, London, Berlin, Moskau, Peking, Neu-Delhi, Tokio und viele weitere mehr. Wenn in meiner Heimatstadt hier in der Stadtmitte schon so viele Menschen unterwegs sind, wie wird es in diesen Städten sein? Wo eilen diese Menschen hin?
Um mir ein genaueres Bild zu verschaffen, öffne ich die Internetseite countrymeters.info. Hier sehe ich die Weltbevölkerungsuhr, die die registrierten Geburten und Sterbefälle ständig aktualisiert. Den Zahlen kann ich entnehmen, dass aktuell knapp 7,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Ich sehe, wie viele Menschen in diesem Jahr geboren wurden und starben, wie viele Menschen heute geboren wurden und starben.
Erneut blicke ich auf das Gedränge in der Fußgängerzone vor mir, aber ich habe nun nicht die Straße meiner Innenstadt vor meinem geistigen Auge stehen, sondern die Straßen New Yorks, Londons, Berlins, Moskaus, Pekings, Neu-Delhis, Tokios und ganz vielen anderen Städten. Hunderttausende Menschen, die heute geboren werden, werden schon bald durch die Straßen eilen. Ebenso werden hunderttausende Menschen, die heute noch durch die Straßen eilen, morgen ihre Augen für immer schließen. Wo eilten diese hin? Welche Bedeutung hatte es für sie, auf dieser Welt gewesen zu sein?
Solange ich noch darüber nachdenke, ertönt die Kirchturmsglocke und wie gewöhnlich um zehn Uhr wird der Tagesvers auf meinem Smartphone eingeblendet: Christus ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist (2.Kor.5,15).
Überwältigt schaue ich nochmal auf die Weltbevölkerungsuhr - mittlerweile sind es wieder ein paar Tausend mehr geworden - und fange so langsam an die Größe des Opfers Jesu zu verstehen: Einer für alle, für so viele!
Ebenso, wie mir jetzt die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen, so scheinen durch das Sterben und Auferstehen meines Herrn Jesu die Hoffnungsstrahlen in mein Leben und in das Leben eines jeden Menschen. Doch was tun wir? Wir rennen in alle möglichen Richtungen und unternehmen scheinbar alles, um dieser Hoffnung ja nicht zu nahe zu kommen. Dabei sollte es doch gerade von unserer Seite heißen: Alle für einen!
Gerade in diesem Moment trifft mein Bus ein. Ich steige ein und schaue aufmerksam durch die Fenster auf die Straßen der Stadt. Da wird mir plötzlich klar, dass ich genauso einer bin, der durch dieses Leben eilt. Aber ich darf einer von denen sein, die für den leben, der für sie gestorben und auferstanden ist – Jesus!

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